Antibiotikaforschung sichern – Versorgung stärken / Pharma Deutschland fordert anlässlich der Europäischen Antibiotikawoche nachhaltige und wirtschaftliche Rahmenbedingungen

Antibiotikaforschung sichern – Versorgung stärken / Pharma Deutschland fordert anlässlich der Europäischen Antibiotikawoche nachhaltige und wirtschaftliche Rahmenbedingungen

Anlässlich der Europäischen Antibiotikawoche 2025 ruft Pharma Deutschland dazu auf, den Kampf gegen Antibiotikaresistenzen entschlossen fortzusetzen. Der Verband betont, dass ein verantwortungsvoller Einsatz der vorhandenen Antibiotika allein nicht genügt: Nur durch gezielte Förderung von Forschung, Produktion und Vorhaltung innovativer wie bewährter Wirkstoffe könne die Versorgung langfristig gesichert werden. Zu den zentralen Forderungen von Pharma Deutschland zählen neue Vergütungsmodelle für Reserveantibiotika, gezielte Innovationsförderung sowie eine langfristig abgesicherte Finanzierung der Produktionskapazitäten.

Dass der Kampf gegen Antibiotikaresistenzen nicht endgültig gewonnen werden kann, zeigt die Entwicklung von ausgewählten Antibiotikaresistenzen von 2004 bis 2024 in Europa. So hat der Anteil von Methicillin-resistenter Staphylococcus aureus (MRSA) an der S. aureus-Population zwischen 2004 und 2024 europaweit abgenommen. Doch während er in Deutschland im Jahr 2024 auf weniger als ein Viertel des 2004 gemessenen Anteils zurückging, reduzierte sich der MRSA-Anteil an der S. aureus-Population in Italien, Spanien und Griechenland nur wenig und verharrte auf einem insgesamt hohen Niveau. Deutlich kritischer verlief die Entwicklung der Resistenzen gegen Cephalosporine der dritten Generation bei Klebsiella pneuminiae. Verglichen mit dem Basisjahr 2005 wurden 2024 in fast allen europäischen Ländern höhere Resistenzen festgestellt. Auch der Anteil Carbapenem-resistenter Stämme an invasiven K. pneumoniae-Isolaten stieg in den letzten 20 Jahren an und erreicht insbesondere in Südosteuropa besorgniserregende Höchststände.

„Antibiotika sind ein unverzichtbarer Baustein moderner Medizin. Doch Forschung und Vorhaltung von Reserveantibiotika sind derzeit wirtschaftlich kaum tragfähig. Wir laufen Gefahr, in wenigen Jahren nicht mehr ausreichend wirksame Mittel zur Verfügung zu haben“, erklärte Dr. Elmar Kroth, stellvertretender Hauptgeschäftsführer des Verbandes. Mit Blick auf das Arzneimittel-Lieferengpassbekämpfungs- und Versorgungsverbesserungsgesetz (ALBVVG) würdigte Kroth, dass erste Schritte in die richtige Richtung unternommen wurden. „Doch die Regelungen gehen noch nicht weit genug, um die Vorhaltung von Reserveantibiotika nachhaltig zu gewährleisten.“

Dr. Esther Wohlfarth, Geschäftsführerin von Antiinfectives Intelligence, erläuterte im Pressegespräch: „Die Lücke in der Entwicklung neuer antimikrobieller Wirkstoffe wird größer. Selbst Reserveantibiotika sind von Resistenzen bedroht. Wenn wir jetzt nicht gezielt in Forschung investieren, drohen immense Folgen für die Patientenversorgung. „Die aktuelle Resistenzlage in Deutschland und Europa zeige laut Wohlfarth „dringenden Handlungsbedarf“: Neben der Entwicklung neuer Antibiotika müsse auch der Erhalt bewährter Wirkstoffe gesichert bleiben. Gerade das Prinzip der Reserveantibiotika sei sensibel und benötige dauerhafte Unterstützung.

Dr. Corinna Templin, Leiterin Market Access & Pricing Germany bei Berlin-Chemie AG, betonte die Herausforderungen aus Sicht der Industrie: „Die Entwicklung, Produktion und Vorhaltung von Reserveantibiotika ist kostenintensiv und mit hohen regulatorischen Anforderungen verbunden. Gleichzeitig sind die Absatzmengen begrenzt – und damit auch die wirtschaftliche Tragfähigkeit. Anders als bei der Entwicklung anderer neuer Wirkstoffe gibt es bei der Entwicklung und Vorhaltung von Reserveantibiotika kein nachhaltiges Geschäftsmodell. Es braucht deshalb dringend strukturelle Lösungen, die diese systemrelevanten Medikamente absichern.“

Pharma Deutschland zieht anlässlich von 20 Jahren ZARS (ZARS steht für „Zentralstelle für die Auswertung von Resistenzdaten bei systemisch wirkenden Antibiotika“) eine gemischte Bilanz. Einerseits sei die Resistenzentwicklung in einigen Bereichen erfolgreich verlangsamt worden, andererseits bleibe die Lücke bei der Entwicklung neuer Antibiotika besorgniserregend.

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Der Pharma Deutschland e.V. ist der mitgliederstärkste Branchenverband der Pharmaindustrie in Deutschland. Er vertritt die Interessen von rund 400 Mitgliedsunternehmen, die in Deutschland ca. 80.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigen. Die in Pharma Deutschland e.V. organisierten Unternehmen tragen maßgeblich dazu bei, die Arzneimittelversorgung in Deutschland zu sichern. So stellen sie fast 80 Prozent der in Apotheken verkauften rezeptfreien und fast zwei Drittel der rezeptpflichtigen Arzneimittel sowie einen Großteil der stofflichen und dentalen Medizinprodukte für die Patientinnen und Patienten bereit. Unter www.pharmadeutschland.de gibt es mehr Informationen zu Pharma Deutschland.

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