„Ich denke, die Wohnung soll heute ein ,sicherer Hafen‘ sein, egal was draußen passiert“

„Ich denke, die Wohnung soll heute ein ,sicherer Hafen‘ sein, egal was draußen passiert“

Trotz Baukrise und Wirtschaftsflaute setzte die GWW 2025 wieder ein starkes Statement mit Leuchtturmprojekten wie der Eröffnung des energiealternativen Sonnenhauses oder dem modernen Gebäude-Trio Luther-Karree in Wernigerode und darüber hinaus. Wie ist Ihr Blickwinkel auf diese Erfolge? 

Zeigermann: Mit den Projekten Luther-Karree und Sonnenhaus haben wir als GWW unsere ersten Wohn-Neubauprojekte seit 20 Jahren in 2025 abgeschlossen.

Das Quartier Lutherstraße rund um die neue August-Hermann-Francke-Grundschule wieder zu heilen, war unser Hauptansatz. Sinnbild wurde dafür, dass der Durchblick zur Kirche nun wieder frei ist, den der alte DDR-Schulbau über 30 Jahre verstellte. Wir bieten hier neues Leben für Familien mit Kindern, Singles und Senioren, sogar moderne Wohnformen wie Senioren-WGs. Alles in hoher Qualität.

Erst der moderne Schulneubau der August-Hermann-Francke- Grundschule. Danach ein neuer Sportplatz. Dann Mitte dieses Jahres die Eröffnung des Neubautrios Luther-Karree mit zukünftig 90 Bewohnern in 38 neuen 2-5-Raum-Wohnungen. Zusammen mit neuer Infrastruktur eine Investition von 30 Millionen Euro. Darunter fiel auch unser energetischer Coup: Da ein Fernwärmeanschluss nicht möglich war, schufen wir zusammen mit den Stadtwerken ein Nahwärmenetz mit der Francke-Schule als Ausgangspunkt, das nun unsere Bauten mitversorgt und auch Kapazitäten für weitere frei hat. Aufzug, schwellenloser Zugang, Tiefgarage und PV-Anlagen auf dem Dach, deren Stromerzeugung u. a. für den Aufzug verwendet wird, alles modernster Standard.

Wir bringen so neues Leben und Schwung in den Wernigeröder Stadtteil Hasserode. Neue Namen nun auch in der Gewerbeszene des Viertels, denn wir haben hier auch drei topmoderne Gewerbeeinheiten auf 425 qm geschaffen. Zwei sind bereits vermietet. Der neue moderne Mix aus Lernen, Sport, Wohnen und Gewerbe wird den Stadtteil Hasserode aktivieren.

Was die Wohnangebote der GWW betrifft, haben wir stets ein Ohr an den Bürgern und ihren Bedürfnissen. Mit Neubauten erweitern wir als kommunale Tochter unser Portfolio und können so auch neue Zielgruppen ansprechen. So gewinnen wir neue Kunden und damit auch neues Vertrauen ins Kommunale.

Der GWW gelang 2025 ein weiterer energetischer Coup: die vielbeachtete Eröffnung des Sonnenhauses.

Zeigermann: Ja, das ist ein sehr besonderes Projekt. Die Planung existierte bereits seit 2017. Der GWW-Aufsichtsrat war damals schon der Meinung, dass kommunale Vermieter solche zukunftsweisenden Projekte angehen sollten, auch um damit Erfahrungen zu sammeln und zu übertragen.

Unsere Herausforderung bestand nun darin, das energiealternative Projekt zu einem machbaren und auch wirtschaftlich darstellbaren Projekt zu entwickeln. Es gelang. Wir eröffneten unser Sonnenhaus dann in einer Hochzeit der Diskussion um Preisstabilität im Bereich Strom und Wärme. Also gerade zur rechten Zeit. Deren Bewohner müssen sich wenig Sorgen um die Preisstabilität in der Zukunft machen, denn sie leben energietechnisch relativ autark vom Markt. Die Sonne ist kostenlos. Und jeder hier ist nun seines Glückes Schmied. Nutzt er die Sonnenstunden für energieintensive Arbeiten aus, bekommt er sie zum Nulltarif. Natürlich ist das System erklärintensiver und gewöhnungsbedürftiger als normale Energienutzung. Aber 11 der 15 Wohnungen sind bereits vermietet. Und die Nachfrage hält an. Wir sind stolz, dieses Projekt geschultert zu haben, das ohne rechten Winkel gebaut ist, weil die Architektur streng der Sonne folgt und viele Sonderlösungen erforderte. Deshalb großen Dank an alle, die am Entstehen beteiligt waren bis hin zu den Baugenehmigern.

Mit unseren Neubauten ist die GWW 2025 auch gut gewachsen. Wir managen jetzt 3.020 Wohnungen und sind der größte Anbieter in Wernigerode. Und mit dem niedrigen Leerstand gehören wir zu den Top-10-Wohnungsunternehmen in Sachsen-Anhalt. Darauf sind wir natürlich stolz.

Als kommunaler Vermieter mit Sozialauftrag muss die GWW alle Mieter-Zielgruppen im Auge haben. Wie hat sich die Angebotsvielfalt in 2025 weiterentwickelt?

Zeigermann: Trotz Neubau vernachlässigen wir natürlich unseren Bestand nicht. Da ging es weiter mit der energetischen Sanierung. So haben wir 2025 die Elise-Crola-Straße 2-4 fertiggestellt. Die Nummern 6 bis 10 sind 2026 dran. Und 12 bis 18 folgen 2027. Ich freue mich schon auf den Blick auf die modernen Fassaden bereits von der Autobahneinfahrt nach Wernigerode.

Ein weiterer Schwerpunkt für unseren Bestand ist die Leerwohnungssanierung. Immer wenn ein Mieter auszieht, machen wir die Wohnung komplett neu. Fußböden, Elektro, Bad. Wer frisch einzieht, kommt dann in eine „Neubauwohnung“.

Leerwohnungssanierungen erfolgen in allen unseren Stadtteilen, nicht nur in der Platte, sondern auch in unserem Siedlungsbau. Wir haben nun schon Verträge mit Baufirmen langfristig auf zwei Jahre geschlossen, damit wir uns auch die Preise sichern. Seit 2020 entstanden auf diesem Wege 400 moderne Wohnungen. Und es geht immer weiter. 72 Wohnungen waren es 2025. Viele gleich vermietet. Dazu kommen Teilsanierungen. Wir möchten, dass Mieter*innen mit Anspruch an modernes Wohnen immer bei uns fündig werden.

Welche Schwerpunkte setzt die GWW in ihrer Geschäftstätigkeit? Und wie wirken sie auf die GWW-Mieter*innen?

Zeigermann: Als Hauptschwerpunkte sehen wir die weitere energetische Sanierung unserer Bauten, der Anbau von Aufzügen und eine attraktive Freiflächengestaltung. Von diesen Schwerpunkten profitieren auch unsere Mieter*innen am stärksten. Die energetische Sanierung unserer Bauten hilft ihnen, Nebenkosten zu sparen. Sichere Nebenkosten sind uns wichtig und auch das Ziel unserer weiteren Kooperation mit den Stadtwerken (u. a. durch weitere PV-Anlagen) als Antwort auf die Markt- und Preisentwicklungen von Strom und Wärme.

Der Anbau von Aufzügen ermöglicht gerade unseren älteren Mieter*innen, länger in ihren Wohnungen leben zu können. Das wiederum spart Kosten für Heimplätze. Deshalb bauen wir auch unsere Kooperation mit der GSW weiter aus, um pflegebedürftige Mieter*innen zu unterstützen oder mit dem DRK bei Notrufsystemen. Alles das sind unsere Antworten auf die alternde Gesellschaft und Mieterschaft. Hier bewähren sich auch unsere Quartiers-Hausmeister als direkte Ansprechpartner vor Ort. Die GWW-Hausmeister sind wichtiger Bestandteil der Quartiere geworden. Das Team wird immer erweitert und spezialisiert, um Qualität und schnelle Umsetzung vor Ort zu sichern.

Dritter Schwerpunkt: unsere nachhaltige Freiflächengestaltung. Sie hilft Klimafolgen für die Menschen abzumildern und bietet im Unterschied zu Altbauten durch die vielen Grünflächen attraktive Wohnmöglichkeiten für Familien. Hier kann man seine Kinder auf die Spielplätze lassen und hat sie aus dem Fenster im Blick. Das erleichtert das Familienleben und schafft neue Attraktivität für unsere Plattenbauten. Oft wird heute die Freiflächengestaltung vernachlässigt, da sie nicht auf die Miete umlegbar ist. Aber ich sehe viel mehr die Vorteile, die sich aus der Mieternachfrage ergeben und den modernen Wohnansprüchen. Ein Beweis liefert bereits unser Klimagarten im Walter-Grosse-Ring.

2026 wollen wir deshalb mit der nachhaltigen Freiflächengestaltung im Areal Ernst-Pörner-Straße beginnen. Mit Regenrückhaltebecken zur Bewässerung der Pflanzen, schattenspendenden Bäumen, Spielplatz für die Jüngsten und Boccia-Platz für die Älteren. Das wird ein Hingucker und neuer attraktiver Lebensraum für alle Bewohner. Auch unsere regelmäßigen Mieterbefragungen ergeben den starken Wunsch nach attraktiver Innenhofgestaltung. Dem entsprechen wir gern.

Zum Hingucker wurden 2025 auch weitere GWW-Fassaden mit „Kunst am Bau“

Zeigermann: Ja das Thema haben wir bereits als neue Tradition fortgesetzt, weil es uns sehr am Herzen liegt. Die energetische Sanierung schafft tolle moderne Fassaden, aber sie schafft noch keine Identität und Blickpunkte. Aber zu moderner Lebensqualität gehören auch diese emotionalen Elemente. Sie erreichen wir mit Kunst am Bau und zum Beispiel den Arbeiten von Moritz Götze oder dem italienischen Streetart-Künstler Alessio B.

Wir ließen Alessio B. 2025 an weiteren Fassaden der Stadtteile Burgbreite und Stadtfeld arbeiten. Diesmal sogar unterstützt von Schülern der Burgbreite. Sie setzten sich in Workshops mit Street-Art auseinander und konnten auch eigene Ideen im Miteinander mit dem Künstler umsetzen. Es war den jungen Leuten ein Fest und eine einzigartige Erfahrung für uns alle.

Auch 2026 werden wir Alessio B. wieder in Wernigerode arbeiten sehen. Dazu zwei weitere Namen der europäischen Street-Art-Szene, die sich bei uns verwirklichen können in ihrer ganzen Originalität. Diesmal planen wir drumherum ein großes Event mit Kunst und Musik in Stadtfeld, das noch viel mehr Mieter*innen in den Schaffensprozess mit einbeziehen soll. All das schafft neue Bindung, Aufmerksamkeit und Identität für die Platte. Darum geht es uns.

2026, so ist zu hören, sind weitere neue GWW-Leuchtturmprojekte in Vorbereitung

Zeigermann: Ja vieles ist dazu in Bewegung. Zum Beispiel am Standort der alten Kinderklinik ein einzigartiges Reha-Zentrum für pflegende Angehörige zu schaffen. Da sind wir auf der Zielgeraden. Einige Details sind noch zu klären. Auch Stadträte und Aufsichtsrat müssen noch zustimmen. Unser Ziel ist es, die Reha-Klinik bis Mitte 2028 fertigstellen zu können.

In den Startlöchern stehen wir auch bei den spektakulären Bauten im Ergebnis des Europan-Living Cities Nachwuchsarchitekten-Wettbewerbs. Die Neubebauung des 8 ha großen Entwicklungsareal rund um den Gießerweg/Veckenstedter Weg in Wernigerode ist fertig geplant. Die Baugenehmigung ist auch erteilt. Wir könnten morgen anfangen. Aber wir müssen die Marktpreise und die Zinsentwicklung noch abwarten, um das Projekt wirtschaftlich zu gestalten. Wir brauchen etwas Geduld.

Gefunden haben wir 2025 eine Zwischenlösung für den Marstall. Er kann wieder für Veranstaltungen gebucht werden. Ziel ist es, das denkmalgeschützte Ensemble für Wernigerode zu erhalten und eine neue Nutzung zu finden. Möglich wäre die Kombination mit einem Hotel. Dafür wird ein Groß-Investor gesucht.

Freuen werden sich die Wernigeröder und Gäste, dass wir den angrenzenden Parkplatz nun zu einem öffentlichen gemacht haben. Das entlastet die Parksituation in der Stadt. Und spielt Geld für den Unterhalt des Marstalls ein.

Mit welchen Gedanken gehen Sie und das ganze GWW-Team ins Jahr 2026?

Zeigermann: Die Welt draußen ändert sich und damit auch die Arbeit der Wohnungswirtschaft. Ich denke, die Wohnung soll heute für alle ein „sicherer Hafen“ sein, egal was draußen passiert. Wir Wohnungsunternehmen stehen vor der Aufgabe, das sicherstellen, mehr denn je. Zuverlässigkeit, guter Mieterservice und Vertrauen werden immer wichtiger, aber auch immer Wohnungen, die man sich leisten kann.

Wir Kommunalen sind dabei Basis und Fundament für die Bevölkerung. Auf uns muss und will man sich verlassen können.

Das ist auch für uns nicht immer einfach, weil sich so viele Rahmenbedingungen verändern, Gesetze ändern sich genauso wie die politische Situation. Auf all diese Veränderungen müssen wir die richtigen Antworten für unsere Arbeit und die Mieter finden­ – in Ostdeutschland noch verbunden mit starker Schrumpfung und vor einer geringen Förderkulisse. Das braucht viel Flexibilität und ist eine Kraftanstrengung für alle.

In diesem Sinne danke ich auch allen unseren Mieterinnen und Mietern für das entgegengebrachte Vertrauen, für die Geduld, manche Bauphase mit ertragen zu müssen, auch wenn es mal lauter wird. Aber auch für die Anerkennung unserer Arbeit und das Interesse an unseren Angeboten.

Wem müssen Sie als GWW jetzt am Ende des Jahres 2025 noch Danke sagen?

Zeigermann: Na, natürlich in erster Linie unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Von den Hausmeistern über den Regiebetrieb, dem Vermietungsteam und vielen mehr. Sie sind das Aushängeschild der GWW für unsere Mieterschaft und maßgeblich an unserem Erfolg beteiligt. Ich danke allen für ihren großen Einsatz in 2025.

Neben unseren Mietern möchte ich mich 2025 besonders auch bei unseren Partnern, Behörden, Planern und Architekten sowie Energieberatern bedanken, die immer verlässlich sind und ständig „up to date“ sein müssen.

Natürlich fällt mir dabei auch der Dank an die Stadt Wernigerode ein und an den Oberbürgermeister. Von hier erfahren wir viel Ermutigung und Unterstützung.

Dank geht auch an unseren Aufsichtsrat, der intensiv und weise abwägt, und die zukünftige Ausrichtung unseres Unternehmens vital mitbestimmt.

GWW in Kürze

Die Gebäude- und Wohnungsbaugesellschaft Wernigerode mbH, Tochter der Stadt Wernigerode, verwaltet in der Harzmetropole mehr als 3.000 Wohneinheiten mit einer Gesamtwohnfläche von 176.000 Quadratmetern. Die Wohnungen befinden sich unter anderem in den Wohngebieten Altstadt, Burgbreite, Stadtfeld, Harzblick und im Ortsteil Benzingerode. Etwa 7.500 der ca. 34.000 Wernigeröder wohnen bei der GWW.

Die GWW verwaltet zudem 28 Gewerbeeinheiten, darunter ein Café, das Wernigeröder Kino Volkslichtspiele, der Fürstliche Marstall, das Krummelsche Haus und ein Kreativloft mit Co-Working-Arbeitsplätzen. Zugleich ist sie Bauherr der August-Hermann-Francke-Grundschule in Wernigerode und des 100-Prozent energiealternativen „Sonnenhauses“. 2024 wurde die GWW mit dem Deutschen Nachhaltigkeitspreis für die Sanierung das Gebäude-Karrees mit Klimagarten rund um den Wernigeröder Walther-Grosse-Ring ausgezeichnet.

www.gww-wr.de

Fotos: GWW/Polyluchs

 

Die Gebäude- und Wohnungsbaugesellschaft Wernigerode mbH, Tochter der Stadt Wernigerode, verwaltet in der Harzmetropole mehr als 3.000 Wohneinheiten mit einer Gesamtwohnfläche von 176.000 Quadratmetern. Die Wohnungen befinden sich unter anderem in den Wohngebieten Altstadt, Burgbreite, Stadtfeld, Harzblick und im Ortsteil Benzingerode. Etwa 7.500 der ca. 34.000 Wernigeröder wohnen bei der GWW.

Die GWW verwaltet zudem 28 Gewerbeeinheiten, darunter ein Café, das Wernigeröder Kino Volkslichtspiele, der Fürstliche Marstall, das Krummelsche Haus und das Ärztehaus am Platz des Friedens. Neu hinzugekommen ist ein Kreativloft mit Co-Working-Arbeitsplätzen. Zugleich ist sie Bauherr der neuen August-Hermann-Francke-Grundschule in Wernigerode.