Integrierte Managementsysteme mit Lotus Notes 8 – Interview mit einem Experten

Mit dem neuen Release hat IBM einige grundlegende Ansätze umgesetzt. Notes 8 basiert auf einem Eclipse-Framework, womit das Ganze wesentlich offener geworden ist. Notes ist eigentlich nur noch eine Art Plug-in, neben den anderen Lotus-Produkten.

IBM macht mit diesem Ansatz einen großen Schritt in Richtung Service-orientierte Architekturen (SOA). Aus Sicht der Entwickler tun sich neue Möglichkeiten auf, Stichwort Composite Applications, wo Verbindungen zwischen einzelnen Anwendungen geschaffen werden. Das ist natürlich auch für Dienstleister wie uns interessant, weil wir mehr und neuen Mehrwert in den Anwendungen schaffen können. Insbesondere mit dem eigenen Dokumenten-Management-System, das den Schwerpunkt auf Verfügbarkeit und Lenkung von Dokumenten setzt, können Dokumente einfacher und sinnvoller kontextbezogen bereitgestellt werden. Da hilft uns das neue Release sehr. Eine weitere wichtige Neuerung ist die vereinfachte Nutzung von Web Services. Das kommt der Einbettung eigener Lösungen sehr entgegen.

Ein anderer Ansatz ist die DB2-Integration, die es so vorher
nicht gab.

Geht die Rivalität von IBM und Microsoft in eine neue Runde?

Das sehe ich auch so, Microsoft Offi ce SharePoint Server 2007 (MOSS) versus neue Lotus Produktsuite samt dem kostenlosen Offi ce-Paket Symphony.

Wie oft mussten Sie in der Vergangenheit Microsoft Exchange und Lotus Notes/Domino verbinden?

Wir sind nicht der klassische Lotus-Notes-Dienstleister, wir sehen das eher durch die Brille der Geschäftsprozesse. Unsere Dokumenten-Lenkung beispielsweise basiert auf Notes, wird aber auch in Exchange-Umgebungen eingesetzt. Gleiches gilt für die anderen Notes-basierten Lösungen.

Wird die Integration der beiden Welten zunehmen?
Die strukturellen Möglichkeiten, beide Systeme sinnvoll parallel zu betreiben, nehmen eher zu. Da nähern sich beide Hersteller an.

SharePoint deckt die Anforderungen an die Infrastruktur für Collaboration ab, Geschäftsprozesse lassen sich bei spezialisierten Anbietern möglicherweise demnächst als Software-as-a-Service (SaaS) einkaufen. Wer braucht heute Notes? Und wofür?
Aus der Sicht von IBM bildet Lotus mit seinen Modulen genau den Gegenpart zu SharePoint. So gesehen könnte man natürlich dieselbe Frage nach der Daseinsberechtigung auch an SharePoint stellen. Lotus geht konsequent in Richtung Collaboration, hier ist alles aus einem Guss, viele Funktionsbereiche sind miteinander verknüpft.

Was bedeutet das neue Release für eigene Entwicklungen?

Wir besetzen Lösungsnischen in dem Marktsegment für integrierte Management-Systeme auf Notes. Unternehmen, die auf Lotus als Plattform setzen, integrieren unsere Anwendungen in ihre bestehende Infrastruktur. So lassen sich aus dem Stand die Groupware-Funktionen nutzen, um Dokumente zu erstellen, zu lenken und freizugeben. Als Anwender kann ich mir selbst die Funktionalitäten zusammenstellen, Interaktivität spielt eine große
Rolle. Da setzt Lotus Notes Synergien frei. Zusätzlich nutzen wir die vorhandene Public-Key-Infrastruktur mit den entsprechendem Autorisierungsverfahren. Compliance ist in diesem Zusammenhang ebenfalls ein wichtiges Thema, das Lotus Notes bereits berücksichtigt.

Bleibt der Kunde compliant, auch wenn mit einer zusätzlichen DMSLösung neue Prozesse etabliert werden?

Ja. Zu diesem Zweck bieten wir eine konfi gurierbare Standardsoftware an. Dort kann ein Unternehmen seine Compliance abbilden und dafür gibt es auch von unserer Seite entsprechende Beratungsleistungen.

Wo steht die PLATO AG im Vergleich zum Mitbewerb im Markt?

Wir sehen uns weniger als reine Lotus-Notes-Company, für uns ist Notes Mittel zum Zweck. Unser Markt ist Engineering und Compliance. Für einen Teil unserer Lösungen, die Managementsysteme, ist Lotus die passende Plattform. Mit der technischen Infrastruktur eines Unternehmens haben wir relativ wenig zu tun – wir liefern die Lösungen, mit denen man Funktionen dieser Infrastruktur besser nutzen kann.

Lotus Notes/Domino: Dinosaurier oder 900-Pfund-Gorilla im
Markt?

Lotus 8 ist sicherlich kein Dinosaurier mehr. IBM nutzt Open-Source- und Web-2.0-Technologien, die ganze Plattform ist mit dem SharePoint vergleichbar.
An welchen Systemen bzw. Technologien muss ein Dienstleister wie die PLATO AG andocken?

Grundvoraussetzung ist sicherlich, dass jedes unserer Produkte eine fl exible Architektur aufweist und ein API bereitstellt, das über Web Services angesprochen werden kann. Und dass wir Dokumente und Daten mit anderen Systemen austauschen können.

Hier nutzen wir die bekannten offenen Standards. Das Ziel muss immer sein, Software-Lösungen und Services anzubieten, die mit den Geschäftsprozessen und der IT-Landschaft harmonieren.

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