Warum Betreiber von Solarfeldern häufig Opfer von Cyberangriffen werden

Warum Betreiber von Solarfeldern häufig Opfer von Cyberangriffen werden

Erneuerbare Energieanlagen gelten als Symbol für Fortschritt und Nachhaltigkeit. Doch während Solarpanels und Wechselrichter Jahr für Jahr grünen Strom liefern, bleiben ihre digitalen Schnittstellen oft ungeschützt – und genau hier beginnt das Problem. Denn mit jeder neu installierten PV-Anlage wächst nicht nur die Stromproduktion, sondern auch die potenzielle Angriffsfläche im Netz.

Kommentar von Patrick Lehnis, Marketing Manager DACH bei Outpost24

Was in der Planung als technische Notwendigkeit begann, etwa Fernwartung via Internet, Datenübertragung an Monitoring-Plattformen oder automatisierte Steuerung, entwickelt sich in der Realität oftmals zu einem Sicherheitsrisiko. Denn viele Energieanlagen sind jahrelang in Betrieb, werden selten aktualisiert und basieren auf Technologien, die heutigen Sicherheitsanforderungen nicht mehr genügen.

Exponierte OT-Systeme: wenn Energieanlagen zur Zielscheibe werden

Gerade in der Betriebstechnologie (OT) sind die Herausforderungen besonders groß. Geräte wie Datenlogger, Laderegler oder Wechselrichter wurden ursprünglich für geschlossene Umgebungen entwickelt. Heute sind sie für remote-Wartungszwecken vielfach direkt mit dem Internet verbunden oder über schlecht gesicherte Gateways erreichbar. Ein einzelnes falsch konfiguriertes Gerät kann ausreichen, um Angreifern den Zugang zum gesamten Steuerungssystem zu ermöglichen und damit ganze Solarfelder außer Betrieb zu setzen.

Häufig finden sich ungeschützte Kommunikationsprotokolle, fest programmierte Zugangsdaten oder fehlende Verschlüsselung. Da diese Systeme oft über ein Jahrzehnt hinweg betrieben werden, bleiben dokumentierte Schwachstellen dauerhaft bestehen; nicht selten ohne Wissen der Betreiber.

Ein zentrales Problem liegt dabei in der mangelnden Sichtbarkeit: Welche Geräte sind öffentlich erreichbar? Welche Firmware-Versionen laufen? Welche Systeme kommunizieren ohne ausreichende Absicherung mit der Außenwelt? Ohne ein kontinuierliches, risikobasiertes Monitoring bleibt die Angriffsfläche unklar und damit unkontrollierbar.

Ein effektives External Attack Surface Management (EASM) kann hier Abhilfe schaffen. Es ermöglicht die automatische Erkennung und Bewertung öffentlich erreichbarer Systeme und ihrer Schwachstellen. Betreiber von Solaranlagen können so ihre kritischen Komponenten identifizieren und Prioritäten für Sicherheitsmaßnahmen richtig setzen.

Drei Maßnahmen für mehr Sicherheit in vernetzten Energieanlagen

Um das Risiko realer Angriffe auf digitale Energieinfrastrukturen wie einzelne Dachanlagen oder weitläufige Solarfelder zu minimieren, sind drei technische und organisatorische Maßnahmen besonders wirksam:

1. Sichere Fernwartung etablieren

Fernzugriffe dürfen nicht ungeschützt erfolgen. Verschlüsselung, VPN, Multi-Faktor-Authentifizierung und rollenbasierte Zugriffskonzepte sind ein Muss. Webinterfaces oder offene Ports ohne Firewall haben in einer sicheren Architektur keinen Platz.

2. Netzwerksegmentierung umsetzen

OT-Komponenten müssen in logisch getrennten Netzsegmenten betrieben werden. So lässt sich verhindern, dass ein kompromittiertes Gerät als Brücke für Angriffe auf andere Systeme genutzt wird.

3. Veraltete Geräte gezielt ablösen

Geräte ohne Support oder Patch-Möglichkeiten stellen ein dauerhaftes Risiko dar. Betreiber sollten Sicherheitsaspekte aktiv in ihre Strategie mit einbeziehen, auch wenn dies mit Investitionen verbunden ist.

Nur wer die digitale Infrastruktur seiner PV-Anlage kennt, überwacht und gezielt schützt, kann gewährleisten, dass aus einer nachhaltigen Stromversorgung kein dauerhaftes Sicherheitsproblem entsteht.

Sie muessen eingeloggt sein um einen Kommentar zu schreiben Einloggen