Die falsche OP am offenen System

Die falsche OP am offenen System

20. November 2025 – Die Bundesregierung will 1,8 Milliarden Euro bei den Krankenhäusern einsparen. Offiziell geht es um stabile Krankenkassenbeiträge, tatsächlich aber um einen Rechentrick, der Löcher stopft, indem er andere aufreißt. Dabei sollten alle Beteiligten eigentlich wissen, dass der alarmierende Zustand im deutschen Gesundheitswesen nicht durch Tabellenkosmetik aufgehübscht, sondern mit Struktur reformiert werden muss. Leider fehlt den Ideen der Bundesregierung genau das.

Akuter Handlungsbedarf besteht seit Jahrzehnten, schon jetzt schreiben drei von vier Kliniken rote Zahlen (www.aerzteblatt.de/news/drei-viertel-der-krankenhauser-schreiben-rote-zahlen-afee1ef0-b819-4bd8-b561-eb68cf5bcfba). Statt die tatsächlichen Ursachen anzugehen, verschärft die Politik jetzt also den finanziellen Druck. Die von Bundesgesundheitsministerin Nina Warken geplanten Einschnitte treffen alle gleich, von großen Universitätskliniken bis zu kleineren Grundversorgern, und zwar unabhängig von Versorgungsauftrag oder finanzieller Lage. Wer ohnehin ums Überleben kämpft, bekommt noch weniger Luft. Statt die strukturellen Probleme anzugehen, verschiebt die Bundesregierung sie zulasten der Versorgung und der Beschäftigten. Gleichzeitig fordert dieselbe Politik mehr Ambulantisierung: Behandlungen sollen weniger stationär stattfinden und mehr in den ambulanten Bereich verlagert werden. Der Gedanke ist richtig, doch auch hier geht es nicht ohne Anfangsinvestitionen. Denn auch eine breitere ambulante Versorgung benötigt entsprechende Räume, Personal, IT-Infrastruktur – all das kostet Geld. Wer aber gleichzeitig Mittel entzieht, nimmt sich selbst die Grundlage für die dringend benötigten Reformen.

Hinzu kommt: Investitionen müssen die Kliniken größtenteils selbst tragen, da die Länder ihren Investitionsverpflichtungen nur unzureichend nachkommen. Während die öffentliche Hand also kürzt, geraten auch immer mehr Landkreise an ihre Belastungsgrenze, weil viele kommunale Kliniken nur noch durch Zuschüsse überleben, die längst höher sind als die Investitionsbudgets ganzer Kreise. Wenn die Kommunen nicht mehr können, übernehmen Private – oft für symbolische Beträge. Die Konsequenzen sind aus der Vergangenheit wohlbekannt: Rationalisierungen, Einsparungen beim Personal und Schließungen von Abteilungen. Leidtragende sind einmal mehr Klinikpersonal und Patienten.

Wie könnten also langfristige Lösungswege aussehen? Auch hier ist die Antwort in der Theorie bereits bekannt: Die eigentlichen Einsparpotenziale entstehen nicht durch Kürzungen, sondern durch den intelligenten Umgang mit Daten und Investitionen in fortschrittliche Technologien sowie effizientere Prozesse. Deutsche Krankenhäuser produzieren täglich gewaltige Datenmengen, nutzen sie aber kaum. In vielen Häusern arbeitet das Controlling noch immer mit Excel-Listen, als wäre es 1999. Überlastetes und genervtes Personal überträgt Zahlen manuell und verwaltet Tabellen, die sich aufgrund der langen Ladezeiten kaum noch öffnen lassen. Das kostet Zeit, Geld und Nerven – und verhindert genau die Transparenz, die für gezieltes Wirtschaften nötig wäre. Wer wirklich sparen will, muss zuerst verstehen, wo das Geld hingeht – und warum. Das erfordert keine Kürzungen, sondern Klarheit. Und die entsteht nicht im Ministerium, sondern in den Daten.

Ein modernes Krankenhaus braucht kein weiteres Sparprogramm, sondern ein intelligentes Datenmanagementsystem. Als Lichtschalter im dunklen Datenraum haben sich dabei insbesondere Data-Warehouse-Lösungen bewährt, die verstreute Informationsinseln verbinden – von der Buchhaltung über das Personalmanagement bis zur Medizintechnik. Sie zeigen auf Knopfdruck, wo Ressourcen versickern, Geräte ungenutzt bleiben oder Prozesse blockieren. Automatisierte Analysen ersetzen Bauchgefühl durch belastbare Entscheidungen. So wird sichtbar, wo sich wirklich sparen lässt – ohne die Versorgung zu gefährden. Investitionen in die Digitalisierung sind schon lange kein Luxusprojekt, sondern Überlebensstrategie. Ein datengetriebenes Klinikmanagement schafft Transparenz, senkt Verwaltungskosten und entlastet das Personal. Es verschafft Planungssicherheit, wo politische Unsicherheit herrscht. Dafür braucht es zunächst Investitionen – nicht kopflose Kürzungen. Jeder Euro, der in digitale Strukturen fließt, spart langfristig ein Vielfaches an Fehlplanung, Doppelarbeit und bürokratischer Zeitverschwendung. Zusätzlich hat eine neue Studie im Auftrag des BDI (www.handelsblatt.com/politik/deutschland/krankenkassen-experten-rechnen-vor-wie-sich-47-milliarden-euro-sparen-liessen-01/100170265.html) weitere Faktoren aufgezeigt, bei denen die Technologie Einsparungen ermöglicht. Das Ergebnis: Statt Krankenhäusern weitere 1,8 Milliarden vom Munde abzusparen, könnten eine konsequente Digitalisierung ganze 47 Milliarden sparen ­– ohne dabei das sowieso schon knappe Budget weiter künstlich zu kürzen.

Wer Krankenhäuser mit der Heckenschere saniert, riskiert, dass Strukturen zusammenbrechen, bevor Reformen greifen. Deutschlands Gesundheitssystem braucht keine symbolischen Einsparungen, sondern Strukturmaßnahmen, die langfristig wirken: mit datenbasierte Entscheidungen, automatisierten Prozessen, KI und Robotik.

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