Gerade in der Adventszeit sitzt der Geldbeutel bei vielen Menschen etwas lockerer als während des Rests des Jahres und so steigt die Spendenbereitschaft zum Jahresende meist nochmal stark an. In vielen Jahren werden allein im Dezember rund 20 Prozent des gesamten Jahresaufkommens gespendet. Da wundert es nicht, dass derzeit verstärkt Kampagnen laufen, die an die Hilfsbereitschaft der Menschen appellieren, um Geld für eine gute Sache zu geben. Doch gerade im Internet sind längst nicht alle Spendenaufrufe auch seriös, schließlich kann jeder eine Crowdfunding-Kampagne erstellen oder per Social Media mit emotionalen Bildern und Texten werben. Worauf man achten sollte und wie man solche schwarzen Schafe erkennt, zeigt SpardaSurfSafe, eine Initiative der Stiftung Bildung und Soziales der Sparda-Bank Baden-Württemberg, in diesem Monat.
Das Phänomen ist mittlerweile weit verbreitet: Auf Social-Media-Plattformen wie Facebook, Instagram oder TikTok tauchen emotionale Appelle auf. Oft sind es Bilder von kranken Kindern, verletzten Tieren oder Familien, die durch ein Unglück ihr Zuhause verloren haben. Verbunden sind diese Bilder mit einem direkten Link zu einer Spendenseite oder einer Aufforderung, Geld via PayPal zu senden. Die Geschichten sind herzzerreißend, die Bilder gehen unter die Haut – und genau das ist das Kalkül Krimineller. Sie nutzen das Mitgefühl der Menschen schamlos aus, um sich persönlich zu bereichern.
Ein besonders beliebtes Werkzeug der Betrüger sind gefälschte Crowdfunding-Kampagnen. Während seriöse Plattformen zwar Sicherheitsmechanismen haben, ist es für Kriminelle dennoch oft leicht, mit gestohlenen Fotos und erfundenen Biografien kurzfristig täuschend echte Kampagnen zu erstellen. Bis der Betrug auffällt, ist das gesammelte Geld oft schon auf Nimmerwiedersehen verschwunden. Auch das „Trittbrettfahren“ ist eine gängige Masche: Kurz nach großen Katastrophen, über die in den Nachrichten berichtet wird, schießen hunderte neuer Spendenseiten wie Pilze aus dem Boden. Viele davon sind legitim, doch dazwischen verstecken sich professionell gestaltete Fake-Seiten, die Logos bekannter Hilfsorganisationen kopieren oder URLs verwenden, die den offiziellen Seiten täuschend ähnlichsehen. In solchen Fällen spricht man auch vom sogenannten Typosquatting.
Götz Schartner vom Verein Sicherheit im Internet e. V., einem der Mitveranstalter von SpardaSurfSafe, betont die psychologische Komponente dieser Angriffe: „Betrüger arbeiten fast immer mit Zeitdruck und extremen Emotionen. Wenn Sie lesen, dass ‚jede Sekunde zählt‘ oder wenn extrem drastische Bilder verwendet werden, die sofortiges Handeln fordern, sollten die Alarmglocken läuten. Seriöse Organisationen informieren sachlich und setzen Spender nicht unter moralischen Druck, sofort zu überweisen.“
Woran erkennt man seriöse Spendenorganisationen?
Über die Warnung vor offensichtlichem Betrug hinaus ist es für spendenwillige Bürger oft schwer, die Spreu vom Weizen zu trennen. Doch es gibt klare Indikatoren für Seriosität, die weit über das Bauchgefühl hinausgehen. Wer sichergehen möchte, dass sein Geld auch wirklich dort ankommt, wo es gebraucht wird, sollte sich die Zeit für eine kurze Überprüfung nehmen.
Der Goldstandard für Transparenz und Sicherheit im deutschen Spendenwesen ist das DZI Spenden-Siegel. Das Deutsche Zentralinstitut für soziale Fragen (DZI) prüft Hilfsorganisationen auf Herz und Nieren. Eine Organisation, die dieses Siegel trägt, hat sich freiwillig einer strengen Kontrolle unterzogen. Dabei wird unter anderem geprüft, ob die Werbe- und Verwaltungsausgaben in einem angemessenen Verhältnis zu den Projektausgaben stehen. Als Faustregel gilt hier: Wenn ein zu großer Teil der Spende für Werbung, Gehälter oder Verwaltung „verpufft“, ist die Effizienz der Hilfe fragwürdig. Das DZI garantiert zudem, dass die Spendenwerbung wahrheitsgemäß, eindeutig und sachlich ist. Wichtig zu wissen ist jedoch, dass das Siegel kostenpflichtig ist und erst ab einem bestimmten Spendenvolumen beantragt werden kann. Das bedeutet im Umkehrschluss nicht automatisch, dass eine kleine, regionale Initiative ohne DZI-Siegel unseriös ist – das Siegel ist jedoch bei großen Organisationen das sicherste Zeichen für Vertrauenswürdigkeit.
Ein weiteres wichtiges Qualitätsmerkmal ist die Mitgliedschaft im Deutschen Spendenrat e.V. Die Mitglieder verpflichten sich zur Einhaltung ethischer Grundsätze und zu hoher Transparenz. Auch hier findet eine regelmäßige Prüfung statt. Unabhängig von Siegeln und Mitgliedschaften gibt es jedoch Merkmale, die jeder Nutzer selbst auf der Webseite einer Organisation prüfen kann. Ein absolutes Muss ist ein vollständiges Impressum mit einer ladungsfähigen Anschrift in Deutschland sowie den Namen der Vertretungsberechtigten. Fehlt das Impressum oder ist nur eine anonyme E-Mail-Adresse oder ein Postfach im Ausland angegeben, sollte das die Alarmglocken klingeln lassen.
Transparenz zeigt sich auch in der Berichterstattung: Seriöse Organisationen veröffentlichen Jahresberichte, in denen sie detailliert darlegen, woher die Mittel stammen und wofür sie verwendet wurden. Sie erklären ihre Strukturen, nennen Ansprechpartner und sind bei Rückfragen erreichbar. Wenn eine Webseite nur aus einem Spenden-Button und emotionalen Fotos besteht, aber keine Informationen über die Organisation selbst oder deren vergangene Projekte liefert, ist Skepsis geboten. Auch die Anerkennung der Gemeinnützigkeit durch das Finanzamt ist ein wichtiges Indiz. Zwar schützt der Status der Gemeinnützigkeit nicht vor schlechtem Wirtschaften, er stellt aber sicher, dass keine gewinnorientierten Interessen im Vordergrund stehen und die Organisation steuerlich begünstigt ist. Spenden an solche Organisationen kann man in der Regel steuerlich geltend machen – ein Aspekt, der bei privaten Crowdfunding-Aufrufen meist entfällt.
Sichere Zahlungswege und technische Sicherheit
Neben der organisatorischen Seriosität spielt die technische Sicherheit eine entscheidende Rolle. Das bedeutet beispielsweise, dass die Webseite der Organisation verschlüsselt ist (erkennbar am „https://“ und dem Schloss-Symbol in der Adresszeile des Browsers). Auf unverschlüsselten Seiten sollte man hingegen niemals sensible Daten eingeben.
Bei den Zahlungsmethoden ist ebenfalls Vorsicht geboten. Seriöse Organisationen bieten gängige und nachvollziehbare Wege an, wie Lastschrift, Überweisung auf ein deutsches Bankkonto oder über etablierte Zahlungsdienstleister. Misstrauen ist angezeigt, wenn man aufgefordert wird, Geld per Bargeldtransfer (z. B. Western Union), in Form von Kryptowährungen (Bitcoin etc.) oder über Guthabenkarten (Amazon-Gutscheine, Paysafecard) zu senden. Diese Zahlungsmittel sind bei Betrügern beliebt, weil die Transaktionen anonym sind und kaum rückgängig gemacht werden können. Sobald das Geld gesendet wurde, ist es in diesen Fällen meist unwiederbringlich verloren.
Ein besonderes Augenmerk gilt dem Crowdfunding auf großen Portalen wie GoFundMe oder Betterplace. Diese Plattformen sind an sich seriös und bieten oft gute Mechanismen zur Vertrauensbildung. Dennoch kann jeder dort Kampagnen starten. Hier lohnt sich eine genauere Prüfung: Wer ist der Initiator? Kennt man die Person vielleicht aus dem echten Leben oder gibt es verifizierte Social-Media-Profile, die die Identität bestätigen? Gibt es Updates zur Kampagne, die zeigen, was mit dem Geld passiert? Vorsicht ist geboten, wenn eine Kampagne völlig anonym bleibt oder wenn die Kommunikation ausschließlich über private Nachrichtenkanäle erfolgt.
Fazit: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser
Spenden ist eine Herzensangelegenheit, doch der Kopf sollte dabei nicht ausgeschaltet werden. SpardaSurfSafe rät dazu, sich nicht von schockierenden oder rührseligen Bildern (die mittlerweile durchaus auch von einer KI zu genau diesem Zweck erstellt sein könnten) zu einer Impulshandlung verleiten zu lassen. Stattdessen sollte man sich fünf Minuten Zeit nehmen, um die Organisation zu googeln. Oft reicht schon die Eingabe des Namens in Kombination mit dem Wort „Betrug“ oder „Kritik“, um Warnungen anderer Nutzer zu finden. Wer diese Tipps beachtet – auf Siegel wie das DZI achtet, das Impressum prüft, sichere Zahlungswege wählt und sich nicht unter Druck setzen lässt –, kann sicher sein, dass die eigene Hilfe auch wirklich Gutes bewirkt.
Sollte man dennoch Opfer eines Betrugs geworden sein, ist Scham fehl am Platz. In diesem Fall sollte man sich umgehend an die eigene Bank wenden, um zu prüfen, ob Zahlungen noch gestoppt werden können, und Anzeige bei der Polizei erstatten. Dies ist auch online über die Internetwachen der Bundesländer möglich. Nur durch das Melden solcher Vorfälle können die Behörden gegen die Netzwerke der Betrüger vorgehen und andere potenzielle Opfer schützen.
Weitere Informationen zum Thema gibt es auf der Webseite von SpardaSurfSafe unter https://www.spardasurfsafe-bw.de/trends-phenomenons/84dc2af3-e657-47ec-8e89-ac1a1284269c. Hier finden sich auch viele weitere spannende Beiträge rund um das Thema Sicherheit im Internet.
Über SpardaSurfSafe – eine Initiative der Stiftung Bildung und Soziales der Sparda-Bank Baden-Württemberg
Veranstalter und Träger von SpardaSurfSafe ist die Stiftung Bildung und Soziales der Sparda-Bank Baden-Württemberg, die gemeinsam mit dem Kultusministerium Baden-Württemberg und dem Verein Sicherheit im Internet e. V. das Großprojekt im 14. Jahr durchführt. In Kooperation mit den IT-Sicherheitsexperten der 8com GmbH & Co. KG wurde ein Konzept entwickelt, das die Schüler im Rahmen des Unterrichts im Umgang mit den Neuen Medien aufklärt. „SpardaSurfSafe ist für uns ein Herzensprojekt, das wir mittlerweile in 35 verschiedenen Städten in Baden-Württemberg durchgeführt haben. Über 500.000 Teilnehmer konnten seit dem Start von dem Programm profitieren. Dafür bekommen wir durchweg positives Feedback von den Teilnehmern, ob Schüler, Eltern oder Lehrer“, erklärt Patrick Löffler vom Verein Sicherheit im Internet e. V.
