Amazing Race: Intelligenzwettstreit zwischen Mensch und Maschine‏

Gesprächsroboter, auch Chatbots genannt, sind immer noch nicht in der Lage, auf hohem Niveau mit menschlichen Gesprächspartnern zu plaudern. Sie geraten bei schnellen unvorhersehbaren Themenwechseln ins Straucheln und lassen sich in eine passive Rolle drängen. Forscher für Künstliche Intelligenz (KI) rüsten allerdings auf: „Mehr als eine Million Antworten hat mancher Computer schon parat. Die Maschinen analysieren Sätze nach ihrem grammatikalischen Aufbau, suchen nach Schlüsselwörtern und Wortmustern. Für Wissenschaftler ist dies ein Testfeld, um der Frage nachzugehen, nach welchen Regeln Sprache funktioniert und ob sie sich mathematisch beschreiben lässt. Schließlich nutzt auch der Mensch nie das gesamte Potenzial der Sprache und wiederholt oft nur Sätze, die er selbst schon oft gehört hat“, schreibt der KI-Experte Oliver Klemper in einem Beitrag für die Stuttgarter Zeitung http://www.stuttgarter-zeitung.de.

Smarte Chatbots würden sich zudem merken, ob ihr Gesprächspartner ein Thema schon einmal behandelt hat, und verweisen darauf zurück, oder sie stellen Verbindungen zu neuen Themenkomplexen her. „Sie geben sich beleidigt oder erfreut, die besten haben sogar eine eigene Persönlichkeit mit Lebenslauf“, so Klemper. Ob man das schon als Intelligenz definieren kann, ist unter Experten umstritten. Ironischerweise wirken Chatbots umso menschlicher, je unsinniger die Reaktionen ausfallen: „Alberne Antworten ohne Bezug zur Frage und gelegentlich ein Tippfehler – das macht offenbar einen menschlichen Eindruck“, bemerkt Klemper. Den ersten Chatbot, Eliza, hatte in den 1960er Jahren der Computerpionier Joseph Weizenbaum am Massachusetts Institute of Technology (MIT) entwickelt. Die Maschine simulierte eine Unterhaltung zwischen Psychiater und Patient. Das erfolgreiche Programm konnte damals punkten, weil es Fragen mit Gegenfragen beantwortete. Eine nicht unübliche Praxis von Therapeuten.

„Mittlerweile drängen sprachgesteuerte Chatbots auch in den Alltag, ohne sich dabei jedoch deutlich als solche erkennen zu geben. Marktforschungsinstitute lassen Umfragen vom Computer durchführen, Energieversorger nehmen Zählerstände und Versandhändler Bestellungen mit PC-Hilfe entgegen“, weiß Klemper. Zur Zeit leiden Sprachcomputer noch am schlechten Image der telefonischen Dienste. „Hier sind Call Center und Sprachautomaten gleichermaßen in der Schusslinie, weil jeder Verbraucher über negative Erlebnisse berichten kann. Vielerorts bleiben Anbieter unter den technischen Möglichkeiten. Es gibt schon Maschinen, die selbständig sprechen lernen, über Sinn für Syntax verfügen, Grundkenntnisse von Semantik besitzen und sich selbst Begriffe aneignen. Es dauert nicht mehr lange, dann stecken solche Systeme in jedem Handy und Haushaltsgerät“, prognostiziert Peter Weilmuenster vom ITK-Dienstleister Bitronic http://www.bitronic.de in Frankfurt am Main.

Die Kaffeemaschine der Zukunft könnte fragen, ob sie einen Cappuccino oder einen Espresso brühen soll. „Es wird möglich sein, das Fernsehprogramm über Sprachbefehle zu steuern, und im Auto kann der Fahrer auf Zuruf die Lautstärke des Radios regeln oder die Heizung anschalten“, führt der Journalist Klemper aus. Wozu Maschinen schon jetzt in der Lage sind, soll ein Amazing Race am 11. November 2009 in München auf dem Fachkongress Conversations DACH http://www.nuance.de/conversationsdach/agenda.asp unter Beweis stellen. In einem Mensch-gegen-Maschine-Wettkampf tritt Martina Wichers, Deutsche Meisterin im Schnellschreiben, gegen das Spracherkennungssystem Dragon Naturally Speaking von Nuance an. Bei der Veranstaltung wird darüber hinaus über Spracherkennung als Bürokratiekiller im öffentlichen Dienst, Roboter im Ruhestand, automatisierte Dokumentation im Gesundheitswesen und Erfolgsrezepte für klugen Kundenservice diskutiert.

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