„Mädels, traut euch in die IT“: Interview zum Girls‘ Day mit Informatik-Auszubildender Martha Hoffmann

imbus: Für viele der Girls‘ Day-Teilnehmerinnen heute bei uns ist es das erste Mal, dass sie in ein IT-Unternehmen schnuppern. Kannst du dich noch an deinen ersten Tag vor Ort bei imbus erinnern?

Martha Hoffmann: Nach meiner Bewerbung um einen Ausbildungsplatz wurde ich zu einem Assessment Center hierher eingeladen. Mein erster Eindruck von den Ausbildern und den Azubis der höheren Jahrgänge war sofort positiv.

imbus: Hast du befürchtet, als junge Frau in der IT gegen Vorurteile ankämpfen zu müssen?

Martha Hoffmann: Eigentlich nicht. Mir war natürlich klar, dass mehr Männer als Frauen in der Informatik arbeiten. Aber deswegen müssen ja nicht zwingend Vorurteile gegenüber den weiblichen Kräften in der Branche existieren. Bei imbus hatte ich ein gutes Bauchgefühl nach meinem ersten Eindruck vom Assessment Center. Das Gefühl wurde bestätigt: Bis heute habe ich keine Situation im Arbeitsalltag erlebt, in der ich mit Vorurteilen konfrontiert wurde. Aussagen wie „Dass du als Mädchen sowas mit Computern verstehst!“ höre ich allerhöchstens von älteren Verwandten, aber nicht von den Kollegen. Ich denke, entscheidend ist die Firmenkultur. Bei imbus gibt es viele gemischte Teams und das sind, meiner Erfahrung nach, oft die harmonischsten. Denn ich habe auch schon in reinen Frauen-Teams gearbeitet. Und von reinen Männer-Teams hört man ja z.T. Ähnliches.

imbus: Warum hast du dich für die IT-Ausbildung entschieden?

Martha Hoffmann: Ich habe mich hingesetzt und überlegt, was mich interessiert und was ich gut kann. Als logische Schlussfolgerung kam ich auf das Programmieren. Darum habe ich mich um eine Stelle als Fachinformatik-Auszubildende mit der Fachrichtung Anwendungsentwicklung bemüht. Vorbilder in der IT hatte ich keine, weder weibliche noch männliche. Meine erste Idee war es, später als Spieleprogrammiererin zu arbeiten. Aber das war, wie gesagt, wirklich nur eine erste Idee. Bei imbus bin ich jetzt voll im Thema Softwaretest und finde es super interessant. Vor allem begeistert mich die Automatisierung von Softwaretests – denn da treffen Programmieren und Testen aufeinander.

imbus: Wie sieht dein Arbeitsalltag als Fachinformatik-Auszubildende aus?

Martha Hoffmann: In der Berufsschule bekommen wir einiges an wirtschaftlichem Wissen vermittelt. Zu den Inhalten zählen u.a. Betriebswirtschaft, Sozialkunde, aber auch rechtliche Aspekte und z.B. Projektmanagement. Der IT-Unterricht deckt sowohl Hardware-Knowhow als auch das Programmieren ab. Bei imbus lernen wir die praktische Seite kennen. Wir programmieren viel mit Java. Azubi-Projekte geben uns die Möglichkeit, Software zu entwickeln, die intern bei imbus genutzt wird. So haben wir z.B. eine Temperatur-Anzeige für den Serverraum auf die Beine gestellt.

imbus: Welche Eigenschaften sollte man für die Ausbildung mitbringen?

Martha Hoffmann: Auf jeden Fall einen Faible fürs Tüfteln. Man darf nicht frustriert sein, falls etwas schiefgeht. Ein guter Rat, den ich bekommen habe, lautet: „Selbst wenn es dir beim fünften Mal noch nicht gelingt, dann klemme dich ein sechstes Mal dahinter.“ Außerdem muss man gerne mit anderen im Team zusammenarbeiten. Alles in allem also Eigenschaften, die ich weder für typisch männlich noch für typisch weiblich halte.

imbus: Erlebst du die IT als Männerbranche?

Martha Hoffmann: In meiner Berufsschulkasse sind zwanzig Schüler und vier Schülerinnen. Tatsächlich gelten wir damit als Jahrgang mit einem ungewöhnlich hohen Frauenanteil, wurde uns gesagt. Im TestCenter bei imbus bin ich derzeit die einzige Frau unter den Auszubildenden. Ich werde wie alle anderen behandelt und muss z.B. genauso mit anpacken, wenn es etwas zu tragen gilt. Das finde ich nur gerecht. Die Gefahr als Frau in der IT liegt darin, sich selbst in einen Sonderstatus zu stellen. Dessen war ich mir von Anfang an bewusst und habe darum aufgepasst, keine Sonderbehandlung zu verlangen.

imbus: Trotzdem hält sich das Image der Informatik als Männerberuf…

Martha Hoffmann: Ganz ehrlich: Die Gründe dafür sind mir ein Rätsel. Und seitdem ich in der IT arbeite, verstehe ich sie noch weniger. Nichts in dem Beruf kann ich als Frau nicht genauso gut machen wie die männlichen Kollegen. Wir haben bei imbus großartige Kolleginnen unter den Testern und Entwicklern. Das Bild von klassischen Männer- und Frauenberufen ist am Aufweichen. Für die IT gibt es einfach keinen Grund, sie als Männerberuf zu bezeichnen. Wahrscheinlich ist es vor allem Gewohnheit, dass viele Leute sie noch so sehen.

imbus: Wie sehen deine Karrierepläne aus?

Martha Hoffmann: Ich lerne, was es zu lernen gibt. Es würde mich riesig freuen, nach der Ausbildung bei imbus als Testerin zu arbeiten. Mir macht es auch großen Spaß, vor Menschen zu sprechen. Insofern reizt mich eine Laufbahn im Schulungsbereich schon sehr; außerdem möchte ich als Sprecherin auf Fachkonferenzen auftreten – für beides ist imbus ja die ideale Kaderschmiede.

imbus: Hast du das Gefühl, es könnte in der IT für dich als Frau schwerer werden, Karriere zu machen?

Martha Hoffmann: Das Phänomen der Glass Ceiling, wonach Frauen ab einem bestimmten Level schwerer aufsteigen als Männer, wurde ja oft schon beschrieben. Ich denke aber, es kommt letztlich auf das Umfeld an und darauf, wen du in deiner Berufslaufbahn gegenüber hast. Knapp ein Drittel aller Mitarbeiter mit leitender Funktion bei imbus sind Frauen. Darum gehe ich einfach mal vom Besten aus.

imbus: Welche Tipps gibt du den Teilnehmerinnen des Girls‘ Days, die sich für eine Laufbahn in der IT interessieren?

Martha Hoffmann: Mädels, traut euch in die IT – und macht ein Praktikum! Die Informatik-Jungs beißen nicht.

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