Düsseldorf/Frankfurt am Main/Berlin, 30. Juni 2010 – Die von FAZ-Herausgeber Frank
Schirrmacher angezettelte Debatte mit der Blogger-Szene sollte nach Ansicht von
Bernhard Steimel, Sprecher des Nürnberger Fachkongresses Voice Days plus und der
Smart Service-Initiative, weniger emotional geführt werden. Selbst Schirrmacher weiß,
dass es keine Möglichkeiten für einen Ausstieg aus der digitalen Welt gibt. Das Gegenteil
sei der Fall: „Mit den Diensten für die Echtzeit-Kommunikation wird es möglich sein,
unser zukünftiges Handel in der realen Welt prognostizierbar zu machen“, so Steimel.
Laut Schirmmacher arbeiten Google & Co. an Suchmaschinen, die unsere Fragen
vorweg nehmen: „Werde ich meine Freunde in meiner Stammkneipe treffen? Lohnt es
sich, das Konzert meiner Lieblingsband zu besuchen? Oder wo kündigt sich ein Stau auf
meiner Route im Feierabendverkehr an? Die Vernetzung von Echtzeitinformationen
ermögliche es, die Psychologie der Masse sinnvoll zu interpretieren. Das sei die
verlockende Perspektive des Internet-Zeitalters und nicht die Schreckensvision eines Big
Brother-Staates, wie ihn George Orwell in seinem Roman „1984″ beschrieben hat.
„Man sollte sich allerdings nicht naiv auf Prognose-Systeme verlassen. Ein warnendes
Beispiel ist das Zitat des früheren Fed-Chefs Alan Greenspan zur Finanzkrise: ‚Wir haben
auf Nobelpreisträger und Computersysteme vertraut‘“, erläutert Service-Ökonom Steimel.
Um diesem Dilemma zu entkommen, sei es sinnvoll, die digitale Intelligenz mit
menschlicher Intuition zu kombinieren. Ein Weg, um die Spreu vom Weizen zu trennen
und den Informationsmüll auszusortieren, könnten Codes darstellen, die unsere Intuition
ansprechen, ähnlich wie der Frühzeitmensch in der Savanne Wasserquellen anhand von
Akazien entdecken konnte. Aus der Sicht von Schirrmacher werden Marken und die
Empfehlung von Freunden die Rolle der Akazien in der digitalen Welt spielen.
„Auch Maschinen werden dazu in der Lage sein und uns vom Daten-Overkill erlösen. Der
Informatik-Professor Herman Maurer hat das Szenario schon vor einigen Jahren
vorgezeichnet. Alle Menschen werden jederzeit und an jedem Ort auf alles Wissen der
Menschheit zugreifen können, ähnlich wie wir das heute bei materiellen Gütern können.
Dieser Zugriff wird mit Geräten erfolgen, die stark mit den Menschen integriert sind, und
wird sich auf Wissen beziehen das entweder aus Datenbanken kommt oder aus Dialogen
mit Experten entsteht. Wir bekommen maßgeschneiderte Wissenseinheiten über digitale
Assistenten, die meine Vorlieben, Wünsche und Interessen genau kennen und mein
berufliches sowie privates Alltagsleben erleichtern“, erklärt Peter B. Záboji, Chairman des
After Sales-Dienstleisters Bitronic.
Das geschehe über die Verwendung von Metadaten, Agententechnologie und
Expertensystemen. Bei der Vernetzung sei es erforderlich, Wissen jederzeit und an jedem
Ort verfügbar zu machen. Über die schon jetzt verfügbaren Smartphone-Apps könne man
schön erkennen, wo die Reise hingeht, meint der Bitronic-Chairman. „Die staatlichen
Datenschützer sollten ihre Agitation gegen Google, Facebook und Apple noch einmal
überdenken. Ohne die Verarbeitung von Nutzerprofilen wird es keine personalisierten
Dienste geben. Wir können nicht auf der einen Seite Klagelieder über den digitalen
Informationsstress singen und auf der anderen Seite Projekte torpedieren, die uns einen
Evolutionssprung in der Computer-Kommunikation bringen“, warnt Steimel. Die
Bundesregierung setze beim eigenen IT-Leuchtturm-Projekt Theseus auf Technologien,
die Informationen intelligent zusammenführen und Zusammenhänge sichtbar machen.
Über die gespeicherten Daten entstehe vernetztes Wissen.
„Ohne das so genannte Profiling von Nutzerdaten ist Theseus überhaupt nicht umsetzbar.
Bevor Verbrauchschutzministerin Ilse Aigner ihre Giftpfeile gegen Facebook oder Google
Street View weiter abschießt, sollte sie sich von ihrem Kabinettskollegen Rainer Brüderle
über die von der Bundesregierung geförderten Hightech-Initiativen aufklären lassen“, sagt
Steimel.
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