Gestern fiel am Stuttgarter Amtsgericht das erste Urteil gegen einen Trittbrettfahrer, der auf kwick.de einen Amoklauf angekündigt hatte. Das Resultat: Fünf Monate auf Bewährung mit strengen Auflagen, 120 Arbeitsstunden und einem Schadensersatz, der sich gewaschen hat. Dabei wollte der junge Vater sich „doch nur einen Scherz erlauben“. Einen Scherz, dessen Konsequenzen er nun zu tragen hat.
Communitys wie kwick.de werden immer mehr zum Dreh- und Angelpunkt im Leben von Jugendlichen. Oftmals dienen diese Plattformen mittlerweile als Ersatz für die üblichen Kommunikationswege wie E-Mail und SMS. KWICK! ist mit über einer Million Mitgliedern eine der größten und aktivsten Communitys in Deutschland. „Bei so vielen Menschen ist es völlig klar, dass auch wir uns mit derartigen Problemsituationen auseinander setzen müssen. Auf Plattformen in der Größe von KWICK! kann man solche Dinge nicht verleugnen“, sagt Pressesprecher Kai Hummel. „Was wir tun können, ist möglichst präventiv zu arbeiten und auf eine gute Zusammenarbeit mit den Behörden zu setzen.“ So wurde seit dem 11. März eine Hotline geschaffen, die rund um die Uhr besetzt, um im Falle einer Amokdrohung möglichst schnell reagieren zu können. 20 Täter haben so mittlerweile Bekanntschaft mit der Kriminalpolizei gemacht.
Dabei wurde auch erneut die Frage nach dem Datenschutz laut. Hummel: „Wir geben nur in begründeten und dringlichen Fällen die Daten an die Polizei weiter. Normale Mitglieder haben nichts zu befürchten. Wer allerdings eine Amokdrohung ins Internet stellt, muss damit rechnen, dass die Polizei klingelt, da kennen wir kein Pardon.“
Kriminaloberrat Thomas Schöllhammer sieht die Situation ähnlich: „Wir schreiten konsequent ein. Es gibt Null Toleranz für Trittbrettfahrer.“ Klaus Hinderer, Pressesprecher der Waiblinger Polizei hingegen lobt die Zusammenarbeit mit KWICK!: „Ohne diese sehr gut funktionierende Zusammenarbeit wäre es uns nicht möglich, gegen diese Täter schnell und effektiv vorgehen zu können.“
Nach dem Vorfall am 11. März in Winnenden wurde schnell klar, dass auch Tim Kretschmer mit einem eigenen Profil auf kwick.de registriert war (die Medien berichteten). „Wir haben das Profil sofort nach Kenntnisnahme deaktiviert“, sagt Hummel. „Das Profil, welches allerdings von großen Boulevardblättern zitiert wurde, entspricht nicht dem echten Profil des Tim Kretschmers. Hier wurde eine Falschmeldung von einer Zeitung zur nächsten übernommen“ erklärt Hummel weiter. Das echte Profil konnte gelöscht werden, bevor die Medien und weitere Mitglieder darauf aufmerksam wurden. Die Profile der Opfer wurden von KWICK! ebenfalls deaktiviert, können aber auf Wunsch der Eltern für Freunde erhalten bleiben. „Wir haben die Erfahrung gemacht, dass dies eine Möglichkeit für junge Menschen ist, die Tat begreiflich zu machen und virtuell Abschied zu nehmen. Leider stürzten sich die Medien auf diese Profile, sodass wir sie zum Schutz der Familien und deren Angehörige bis auf Weiteres gesperrt haben.“
Sie muessen eingeloggt sein um einen Kommentar zu schreiben Einloggen